Betrachtungen zur Behandlung von Grünflächen und ihrer wichtigen Funktionen im Stadtgebiet | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Betrachtungen zur Behandlung von Grünflächen und ihrer wichtigen Funktionen im Stadtgebiet

Grünflächen sind mehr als nur ästhetische Elemente im Landschaftsbild – sie übernehmen essenzielle ökologische und klimatische Funktionen. Besonders in den zunehmend heißen Sommermonaten rückt ihre Bedeutung verstärkt ins Bewusstsein.

1. Ökologische Funktion von Grünflächen

Rasen, Wiesen und Weiden sind aktive Elemente im ökologischen Kreislauf.
Durch Photosynthese produzieren Pflanzen Sauerstoff und binden Kohlendioxid – ein biologischer Prozess, den viele aus dem Biologieunterricht kennen. Intakte, gesunde Grünflächen leisten somit einen wertvollen Beitrag zur Luftreinigung und Kühlung des urbanen Raums.

2. Folgen unangepasster Mahdpraktiken

In vielen Bereichen zeigen sich gelbe, verbrannte Rasenflächen – ein Symptom falscher Pflege:

  • Zeitpunkt der Mahd: Häufig wird vor oder während Hitzeperioden gemäht – ein handwerklicher Fehler, da die verbleibenden Pflanzenteile ohne ausreichende Wasserreserven und Schatten schneller verbrennen.

  • Wenig optimale Mähtechnik: Moderne Rotationsmäher reißen Pflanzenteile ab, anstatt sie zu schneiden. Dies belastet die Pflanzen stark und schädigt gleichzeitig die Fauna – insbesondere Insekten wie Zikaden, Bienen und Wespen, die dem Verwirbelungsdruck im Mähwerk kaum entkommen können.

  • Auswirkungen auf die Flächenfunktion: Solche Rasenflächen sind während Trockenperioden weder zur Sauerstoffproduktion noch zur Temperaturregulierung fähig.

3. Bodenstruktur und Wasserrückhalt

Ein gesunder Boden unterhalb der Grasnarbe beherbergt zahlreiche Bodenlebewesen, insbesondere Regenwürmer, die durch ihre Tätigkeit humusreichen, porösen Boden erzeugen. Dieser:

  • speichert Wasser effizient,

  • verbessert die Bodenfruchtbarkeit,

  • unterstützt die Versickerungsfähigkeit bei Starkregenereignissen.

Trockene, verdichtete Böden verlieren diese Eigenschaften – sie werden lebensfeindlich und funktional nutzlos für das Stadtklima.

4. Vielfalt statt Monokultur

Viele Rasenflächen bestehen aus Einheitsmischungen, die kaum ökologische Vielfalt bieten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg galt der kurzgeschorene, kleefreie Rasen als gärtnerisches Ideal.
Dabei haben gerade Kleearten und andere Leguminosen große Vorteile:

  • Sie binden Stickstoff aus der Luft, was die Bodenfruchtbarkeit fördert.

  • Ihre großflächigen Blätter beschatten den Boden und schützen ihn so vor Verdunstung und Erosion.

Eine vielfältige Pflanzenzusammensetzung steigert somit die ökologische Wertigkeit von Grünflächen deutlich.

5. Fazit

Alle Bürgerinnen und Bürger, die Grünflächen pflegen und erhalten möchten, sollten sich an ökologischen und klimatischen Notwendigkeiten orientieren – nicht an rein ästhetischen Kriterien. Eine nachhaltige Grünpflege der Zukunft bedeutet:

  • ein angepasstes, insektenschonendes Mahdverfahren,

  • die Berücksichtigung von Trockenphasen,

  • die Förderung artenreicher Pflanzengesellschaften.

Mit diesen Grundlagen verbessern wir gemeinsam den Erhalt gesunder Böden als Wasserspeicher und Lebensraum. So bleiben Grünflächen funktionsfähig – als Temperaturregulatoren, Lebensräume und Orte der Erholung für uns Menschen.

Am 19.06.2025 wurden im Stadtgebiet Temperaturmessungen durchgeführt:

Der Unterschied zwischen dem kühlen, beschatteten Kleerasen und dem verbrannten Boden im besonnten Bereich betrug um 13:15 Uhr 37,6 °C !
Während der Kleerasen 17,1 °C aufwies, wurde 20 Meter entfernt
eine Temperatur von 54,7 °C gemessen.

Es bleibt also festzustellen:

Wenn wir mit kleinen Änderungen spürbare Verbesserungen erreichen können, sollten wir mit diesen Schritten beginnen.

Für gemeinsame Ideen und Rückfragen können Sie sich gern an die Stadtverwaltung Kahla wenden.

Im Auftrag
Karsten Schmidt
Klimaanpassungsmanager
Bauamt Stadtverwaltung Kahla