Erinnerung und Mahnung am 9. November in Kahla | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Erinnerung und Mahnung am 9. November in Kahla

Am 9. November versammelten sich wieder Kahlaer Bürgerinnen und Bürger am Markt um der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 und der Verfolgung und Ermordung der damaligen jüdischen Kahlaer Familien zu gedenken. Stolpersteine für Flora Cohn und Erna Tittel vor der Rudolf-Breitscheid-Str. 16 und für Adolf, Clothide und Lotte Jacobsthal vor der Roßstraße 28 erinnern an diese Familien, und diese Stolpersteine werden in jedem Jahr im November geputzt. Die Patenschaft für die Steine haben dankenswerterweise die Heimbürge-Regelschule und das Leuchtenburg-Gymnasium übernommen, die mit Schülerinnen, Schülern und Lehrerkräften vertreten waren. Organisiert wurde die Veranstaltung wie im Vorjahr von der Stadt Kahla. In ihrer Funktion als Erste Beigeordnete begrüßte Claudia Preuß die Anwesenden und erinnerte an die Geschehnisse von damals, die niemals vergessen werden dürften. Sie verlas auch eine Botschaft des Bürgermeisters von Kahlas italienscher Partnerstadt Castelnovo ´ne Monti, Emanuele Ferrari, eine Botschaft beigesteuert hat.

Frau Lena Kirsch trug Texte von Ruth Klüger vor, die aus Sicht einer Überlebenden an die Schrecken von Verfolgung und Ermordung unschuldiger Menschen durch die Nationalsozialisten erinnerten, und Schüler der Regelschule deklamierten eindrückliche Verse dazu. Stadtrat Prof. Frank Hellwig verlas einen Text, der die Frage stellte, wie wir angesichts der Gewalt im Nahen Osten und eines immer lauter werdenden Antisemitismus eine erneute Verfolgung und Vernichtung von Menschen in Deutschland verhindern können. Er warnte vor der Einteilung von Menschen in Gruppen und warnte davor, Minderheiten zu Sündenböcken zu machen.

Sodann wurden Rosen um die Stolpersteine gelegt und die Menschen verharrten einen Moment in schweigendem Gedenken.

Danach begab man sich in die Roßstraße, wo Elisabeth Wedding, Pfarrerin der ev.-lutherischen Kirchgemeinde Kahla, mit nachdenklichen Worten über die Bedeutung des 9. November als Gedenktag nachdachte. Der Tag führe uns vor Augen, zu was Menschen in der Lage sind, im Guten wie im Schlechten. In dem Datum verbinden sich das Grauen der Reichspogromnacht mit der Hoffnung der friedlichen Revolution 1989.

Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse des Leuchtenburg-Gymnasiums hatten eine Box zur Familie Jacobsthal angefertigt, die sie präsentierten. So wurde der Mensch Adolf Jacobsthal für alle wieder lebendig. Auch an dieser Stelle wurden Rosen niedergelegt. Zum Ausklang wurden von den rund 60 Anwesenden, von Prof. Hellwig auf der Violine begleitet, zwei Lieder von Leid und Hoffnung sowie mit der Bitte um Frieden gesungen.